Für den HFC-Coach Alexander Kunert war es eine Reise in seine Heimat. Er wuchs in Gröditz auf und erlebte den größten Teil seiner Kindheit in der Röderaue-Kleinstadt. Noch heute leben seine Eltern dort, wo er als kleiner Junge das Fußballspielen und fürs Leben lernte. Als kleiner Steppke spielte er von 1992-1997 beim FV Gröditz 1911, als Trainer des HFC Colditz kehrte er im Jahr 2023 nun erstmals an seine ehemalige Wirkungsstätte und Wiege seiner Kindheit zurück. Auch wenn der Colditzer Trainer entsprechend herzlich empfangen wurde, Geschenke hatte Gröditz nicht zu verteilen – sie fertigten seinen HFC mit einem deutlichen 5:2-Heimsieg ab.
An diesem Tag sollte bereits der Gewinn der Seitenwahl eine wichtige Entscheidung darstellen, denn orkanartige Winde wehten über 90 Minuten längs über den Platz. Diese Wahl gewann der Gastgeber und konnte somit die erste Halbzeit mit deutlicher Windunterstützung im Rücken sein Spiel aufziehen. Die Gäste hatten hingegen große Probleme, gegen den Wind anzukommen. Ein Befreiungsschlag nach einem Colditzer Angriff brachte auch direkt die Führung für Gröditz. Igor Barinovs ahnte, dass der Ball weit fliegen würde und antizipierte die Flugbahn gut. Sein Treffer zum 1:0 war für die Gäste auch nicht mehr zu verhindern.(19.) Colditz hatte große Probleme in das Spiel zu finden und fand faktisch die gesamte erste Hälfte nicht wirklich statt. Einzig ein schöner Spielzug über Max Demmler und Justin Lungwitz brachte am Ende Torgefahr durch Nicolai Goll (32.) Kurz vor der Pause konnte zunächst noch der Colditzer Schlussmann Fynn Fehrle gegen Tim Zeller den zweiten Treffer des Tages mit einer starken Parade verhindern (41.), gegen Igor Barinovs war er dann aber machtlos – 2:0 für Gröditz. (44.) Die Pausenführung für Gröditz war auch in der Höhe absolut verdient. “Das war die schlechteste Leistung, die ich von meinem Team gesehen habe, seitdem ich hier die Verantwortung trage“, so das ernüchternde Zwischenfazit vom HFC-Coach. “Es war leblos, ohne Mut – irgendwie gehemmt”
In der Kabine scheint Kunert aber die richtigen Worte gefunden zu haben, denn mit Wiederanpfiff war es ein komplett anderes Spiel. Seine Mannschaft hatte nun den Wind zur Unterstützung und den nötigen Mut, den sie im ersten Abschnitt noch vermissen ließ.
Mit einem Doppelschlag brachten sie sich selbst zurück ins Spiel. Nick Morgenstern haute eine kurz ausgeführte Ecke in den Winkel (47.) und Justin Lungwitz profitierte von Nicolai Goll, der ihm einen Querpass servierte. (53.) Binnen 6 Minuten wurde eine ganze Halbzeit egalisiert. Das Momentum war nun deutlich bei Colditz, und viele ahnten oder befürchteten, dass der Zug nun ins Rollen kommt. Stattdessen rückte das Schiedsrichtergespann unter Leitung von Felix Wustmann in den Mittelpunkt des Spiels. In Minute 55. schickte Wustmann Marcel Wagner mit der Ampelkarte vom Platz. Egal wie man diese Entscheidung bewertet, sie lenkte das Spiel in eine andere Bahn. Nur vier Minuten später schoss Marvin Jungnickel stark abseitsverdächtig die Gröditzer wieder in Front. Da die Fahne des Assistenten unten blieb, zählte das Tor, auch zur Überraschung der Gröditzer Fans. (59.) Das Pendel schlug nun wieder in Richtung Gröditz, und der Ball zur erneuten Zwei-Tore-Führung ein. Der Gröditzer Kapitän Tim Zeller brachte mit seinem Treffer die Entscheidung – 4:2.(64.)
Die Entscheidungen des Schiedsrichtergespann zu Beginn der zweiten Hälfte brachten nicht nur die Colditzer Zuschauer, sondern auch die Gäste-Bank mächtig in Rage,
so dass Frank Hoffmann (gelb-rot) auf die Tribüne musste (74.) und Alexander Kunert (87.) verwarnt wurde. Kunert: “Auch wenn für mich die Entscheidung, Marcel Wagner vom Platz zu schicken, mehr als fragwürdig war, wäre es zu einfach, die Schuld nur beim Schiedsrichter zu suchen.“ Die Herunterstellung Wagners und das vermeintliche Abseitstor
hatten aber deutliche Auswirkungen auf den Spielausgang. Den 5:2-Endstand besorgte dann per Strafstoß erneut Tim Zeller.(90.+5)
Kunert hatte trotz der Enttäuschung nach dem Spiel aber schon wieder den klaren Blick für die Situation: “Wir dürfen jetzt nicht in Selbstzweifel verfallen, weil wir mal ein Spiel verloren haben” dennoch erwartet er die “richtige Reaktion und eine Leistungssteigerung im nächsten Spiel” für die unnötige Niederlage in Gröditz.
Colditz: Fehrle-Schirner-Schmidt-Goll-Demmler-Reißig-Granados Silva ab 68. Zaltzberg-Lindner ab 81. Heyde-Morgenstern ab 67. Neuhaus-Lungwitz-Wagner
Foto: Jens Seifert
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